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Geschrieben von Chris Zerrahn am 12. Oktober 2013
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Grundlagen des Ichimoku Kinko Hyo

VolumenDer Ichimoku Kinko Hyo (kurz: IKH) ist eine vom japanischen Journalisten Goicho Hosada entwickelte Analysemethode, deren Ziel eine Bestimmung des vorherrschenden Trends und der damit verbundenen einfachen Auffindung von risikoarmen Einstiegspunkten bzw. Ausstiegszielen ist. Trotz der vorherrschenden Meinung ist diese Analysemethode nicht Jahrhunderte alt, sondern wurde nach 30-Jähriger Entwicklungszeit 1968 veröffentlicht. Nach einer recht langen Tiefschlafphase, gewinnt der IKH nun in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Dennoch wagen sich recht viele private Trader aus Furcht und Unverständnis nicht an diese sinnvolle Ergänzung der Candlestick-Charts. Mit ein bisschen Übung ist der Ichimoku jedoch eine echte Bereicherung und kann zur schnellen Auffindung von Widerstands- und Unterstützungszonen dienen.

Grundeinstellungen

Als Goicho Hosada diese Methode der Analyse entwickelte, herrschte an der japanischen Börse noch ein 6 Tage Rhythmus. Dies wirkte sich auch auf die Grundeinstellungen des IKH aus. Da heute aber an allen internationalen Börsen nur 5 Tage die Woche gehandelt wird, müssen die Einstellungen von den ursprünglichen Werten (9 (A), 26 (B) und 52 (C) ), auf 7 (A), 22 (B) und 44 (C) geändert werden. Selbstverständlich gelten diese Werte nur für einen Tageschart. Inwiefern diese in kleineren oder höheren Zeitfenstern geändert werden müssen, unterliegt dem Gusto des jeweiligen Händlers. Zu beachten ist, dass in fast allen Chart-Tools die ursprünglichen Werte als Standard gesetzt werden und somit angepasst werden sollten.

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Zusammensetzung

Für die meisten Trader liegt in der Zusammensetzung des IKB die größte Hürde im Verständnis des Indikators. Diese ist zwar, im Gegensatz zu anderen Indikatoren, recht komplex, doch genau diese Komplexität verschafft dem IKH seine Vormachtstellung. Trotz des auf den ersten Blick erkennbaren Chaos, besteht der IKH aus fünf einfach zu berechnenden Linien. Für ein besseres Verständnis, soll im Folgenden die Berechnung jeder Linie mit einem Rechenbeispiel veranschaulicht werden.

Tenkan Sen

Die Tenkan Sen ist ein gleitender Durchschnitt, der sich durch die im Wert A bezifferten Perioden berechnet. Sie findet Einsatz als Indikator für Unterstützungs- und Widerstandszonen und häufig kann eine Bewegung des Kurses entlang dieser Linie beobachtet werden.
Die Berechnung ist simpel: Man addiere das letzte Tief und das letzte Hoch in der genannten Periode A. Anschließend wird das Ergebnis durch 2 dividiert.

Beispiel:
Standard-Periode A=7
Hoch der letzten 7 Perioden = 1,3646
Tief der letzten 7 Perioden = 1,3486

(1,3646+1,3486) /2 = 1,3566

Wie in der Abbildung zu erkennen ist, ergibt sich aus dieser einfachen Berechnung der Kurs der Tenkan Sen.

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Kijun Sen

Die Kijun Sen ist ähnlich zur Tenkan Sen, errechnet sich jedoch an der Standard-Periode B. Durch die verhältnismäßig längere Periode von 22 Einheiten, bietet diese Linie eine deutlich bessere Einschätzung der Unterstützungs- und Widerstandszonen. Die allgemeine Deutungsweise bezieht sich oft in Relation zum Kurs. Steht jener über der Kijun-Sen, entsteht ein Kaufsignal und vice versa.
Die Berechnung ist identisch zur Tenkan Sen, jedoch wird die Periode A durch die Periode B ersetzt.

Beispiel:
Standard-Periode B=22
Hoch der letzten 22 Perioden = 1,3646
Tief der letzten 22 Perioden = 1,3254

(1,3646+1,3254) /2 = 1,3450

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Chikou Span

Die Chikou Span beziffert den aktuellen Kurs, jedoch um B-Perioden nach hinten versetzt. Somit wird der aktuelle Kurs in die Vergangenheit verschoben. Liegt die Chikou Span oberhalb des damaligen Kurses, wird die bullische Einschätzung bestätigt. Gleiches, nur umgekehrt, gilt natürlich auch für einen Abwärtstrend. Als doppelte Sicherheit sollte sich der damalige Kurs, also derjenige vor 22 Zeiteinheiten, auch oberhalb der Wolke befinden.

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Kumo

Die Kumo, sprich Wolke, ist der charakteristischste Teil des Ichimoku Kinko Hyo und gibt dem Indikator seinen in Europa verbreiteten Namen „Wolkenchart“. Die Kumo kann als wichtigster Bestandteil des IKB bezeichnet werden und bildet starke Wiederstands- und Unterstützungszonen aus. Je nach Form der Kumo, kann der Kurs einer bestimmten Marktphase zugeordnet werden. Ist die Kumo beispielsweise sehr breit ausgeprägt, befindet sich der Kurs in einem starken Trend. Ist sie eher flach oder kehrt sich gar um, ist mit einer baldigen Trendumkehr zu rechnen. Und wenn sich zu guter Letzt der Kurs in der Wolke befindet, ist eine Konsolidierung oder eine Seitwärtsphase im Gange. Tritt der Kurs wieder oberhalb aus, stellt dies ein Kaufsignal dar.
Die Kumo besteht ihrerseits aus zwei Linien, aus der Senkou Span A und der Senkou Span B. Der Zwischenraum in diesen beiden Linien wird als eigentliche Kumo bezeichnet.

Senkou Span A

Diese beziffert die schnellere der beiden Linien und wird aus dem Mittelwert von Kijun Sen und Tenkan Sen gebildet, um dann wiederum um B Perioden in die Zukunft projiziert zu werden. Liegt die Senkou Span A über der Senkou Span B, befindet sich der Basiswert in einem Aufwärtstrend und vice versa.
Die Berechnung ist simpel: Man addiere Tenkan Sen und Kijun Sen und dividiere das Ergebnis durch den Wert 2.

Beispiel:
Tenkan Sen = 1,3566
Kijun Sen = 1,3450
(1,3566 + 1,3450) /2 = 1,3508

Das Endergebnis wird nun um B-Perioden (22) in die Zukunft projiziert.

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Senkou Span B

Die Senkou Span B ist die trägere Linie der Kumo und wird aus dem Höchst- und Tiefstkurs der letzten C-Perioden gebildet und dann, identisch zum Senkou Span A, um B-Perioden nach vorne projiziert.
Die Berechnung bleibt weiterhin simpel: Man addiere das letzte Tief und das letzte Hoch in der genannten Periode C. Anschließend wird das Ergebnis durch 2 dividiert.

Beispiel:
Standard-Periode C=44
Hoch der letzten 44 Perioden = 1,3646
Tief der letzten 44 Perioden = 1,3105

(1,3646+1,3105) /2 = 1,3376

Identisch zur Senkou Span A wird das Endergebnis nun um B-Perioden (22) in die Zukunft projiziert.

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Signale

Wer den Ichimoku Kinko Hyo für seinen persönlichen Tradingerfolg einsetzen will, kann auf viele bekannte und funktionierende Strategien zurückgreifen. Je nach Einstellung des Traders, kann auf aggressive oder konservative Strategien gesetzt werden. Mit den in diesem Artikel erwähnten Standardeinstellungen ergeben sich die besten Chancen in hohen Timeframes. Jedoch kann mit angepassten Werten auch im Minutenchart oder Tickchart gearbeitet werden. Alle Beispiele gelten für einen Aufwärtstrend, können mit umgekehrten Werten zugleich aber auch in fallenden Märkten genutzt werden.

Tenkan Sen/Kijun Sen Kreuz

Voraussetzungen für dieses Set-up sind, dass sowohl die Tenkan Sen als auch die Kijun Sen über der Wolke liegen. Die Wolke sollte nach oben aufgefächert sein (Senkou Span A über Senkou Span B) und eine ausreichende Dicke aufweisen. Die Chikou Span sollte zur damaligen Periode über dem Kurs liegen. Sind diese Anforderungen erfüllt, kann, sobald die Tenkan Sen die Kijun Sen von unten nach oben kreuzt, eine Kauforder platziert werden. Als Take-Profit kann ein erneutes Kreuzen der beiden Linien genutzt werden. Der Stop-Loss unterliegt keiner Definition und kann dementsprechend nach den eigenen Vorstellungen angepasst werden.

Kumo-Breakout

Der Kumo-Breakout ist wohl die bekannteste Strategie. Die Bedingungen unterscheiden sich je nach Meinung. Für maximale Sicherheit sollte jedoch mindestens die Senkou Span A über der Senkou Span B liegen und die Wolke eine bestimmte Dicke aufweisen. Ist die Wolke nur sehr dünn oder überhaupt nicht sichtbar, sollte von Trades abgesehen werden. Bei diesem Set-up gibt es keinen festen Take-Profit, da versucht wird, den Trend solange wie möglich auszunutzen. Dafür kann beispielsweise das Tenkan Sen/Kijun Sen Kreuz genutzt werden.

Fazit

Ist einmal die Funktionsweise und die Bedeutung der einzelnen Linien des Ichimoku Kinko Hyo bekannt, kann innerhalb eines Augenblicks der Zustand eines Basiswertes bewertet und analysiert werden. Anhand der Linien können weiterhin sehr klare Bedingungen für einen Einstieg bzw. Ausstieg definiert werden. Diese ermöglichen es auch Anfängern, sich an das System zu halten und keinerlei subjektive Entscheidungen treffen zu müssen. Der Trader steigt erst ein, wenn der Trend ausgebildet und gesichert ist. Dieser Vorteil ist dennoch in Kritikermeinungen auch sein größter Nachteil. Denn der Einstieg kann zu spät oder überhaupt nicht erfolgen und gewisse Trends spielen sich ohne den IKH-Trader ab. Für Anfänger und Fortgeschrittene stellt der Ichimoku Kinko Hyo dennoch ein ausgereiftes und sicheres Konzept dar.

Die in diesem Artikel angegebenen Informationen sollten nicht als Handelsempfehlung betrachtet werden. Stützen Sie Ihre Handelsaktivitäten auf eigene Analysen und Ihr eigenes Wissen. Und befolgen Sie immer die wichtigsten Schritte beim Trading - egal ob bei Aktien, Kryptos oder klassischen Währungen.

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